Im Notfall richtig handeln: 

Im Notfall einen kühlen Kopf zu bewahren, ist nicht leicht. Lest hier, wie Ihr in einer Notsituation richtig handelt.

Das Wichtigste bei allen Notfällen:

  • Ruhe bewahren
  • eigene Sicherheit beachten
  • Unfallstelle absichern

Eintreffen am Notfallort   

 

Notruf absetzen 

  • Wann wählt man den Notruf? Wenn Sie die Situation nicht einschätzen können, Zweifel am Gesundheitszustand besteht oder Lebensgefahr besteht.
  • Welche Notrufnummern? 112 für die Feuerwehr und den Rettungsdienst (europaweit), 110 für die Polizei.
  • Richtige Unfallmeldung: Beantworten Sie die Fragen der Leitstelle (Wo, was, wie viele Betroffene, welche Verletzungen); Warten Sie, bis die Leitstelle den Anruf beendet.

Damit die Notrufzentrale die passende professionelle Hilfe schicken kann, benötigt sie einige Eckdaten.

Haben Sie jedoch keine Angst vor dem Anruf: Das Personal in den Leitstellen ist geschult und wird die wichtigsten Punkte Schritt für Schritt abfragen.

Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und möglichst präzise auf die Fragen zu antworten.

Diese W-Fragen müssen Sie bei einem Notruf beantworten:

  • Wo? Geben Sie den Ort des Geschehens genau an.
  • Was? Was ist passiert? Beschreiben Sie kurz die Notfallsituation.
  • Wie viele? Wie viele Betroffene sind zu versorgen?
  • Welche? Welche Art von Verletzungen oder Krankheitszeichen haben die Betroffenen? Liegt ein lebensgefährlicher Zustand vor?
  • Wer? Wer meldet den Notfall?
  • Warten! Warten Sie auf mögliche Rückfragen der Rettungsleitstelle!

Hilfe zur Ortsangabe bei Autounfällen

Bei Unfällen oder Notsituationen auf Landes-, Staats- und Bundesstraßen können Sie sich an den weißen Stationszeichen orientieren. Sie stehen am rechten Straßenrand im Abstand von etwa 200 bis 500 Metern. Sie zeigen die Straßennummer, die Abschnittsnummer und die Kilometerzahl (Station). In manchen Bundesländern befinden sich die Stationszeichen an auch den Leitpfosten.

Alternativ können Sie die gelben Bundesstraßennummern auf den Wegweisern angeben. In Verbindung mit den nächstgelegenen Ortschaften, kann der Rettungsdienst den Unfallort ausfindig machen.

Abgesehen davon können Sie dem Rettungsdienst Ihre Position durch die Autobahnnummer und die letzte Anschlussstelle mitteilen. Geben Sie die Fahrtrichtung an, damit der Rettungsdienst die richtige Fahrspur wählt.

hilflose Person aus dem Gefahrenbereich bergen

  • Was ist der Rettungsgriff (Rautekgriff)? Eine Erste Hilfe-Maßnahme, um bewegungsunfähige Menschen aus einem Gefahrenbereich oder vom Sitzen ins Liegen zu bringen. Benannt nach seinem Erfinder, dem österreichischen Jiu-Jitsu-Lehrer Franz Rautek (1902-1989).
  • So geht der Rettungsgriff: Von hinten Kopf und Schultern des Betroffenen anheben, Rücken mit dem eigenen Knie bzw. Oberschenkel abstützen. Unter den Achseln durchgreifen, den Betroffenen am Unterarm fassen und aus der Gefahrenzone ziehen bzw. hinlegen.
  • In welchen Fällen notwendig? Wenn sich jemand nicht allein aus einem Gefahrenbereich bewegen kann oder wenn die Erstversorgung im Sitzen/an dieser Stelle nicht möglich wäre und der Patient bewegungsunfähig ist.
  • Risiken: Verletzungsrisiko beim Betroffenen (z.B. Knochenbruch, Wirbelsäulenverletzungen) sowie beim Ersthelfer (indem er sich in einen Gefahrenbereich begibt).

     Achtung!

  • Bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung sollte der Ersthelfer den Betroffenen nur bewegen, wenn dieser sich in akuter Lebensgefahr befindet!
  • Es gilt immer, das Risiko des Gefahrenbereichs gegen das für sein eigenes Wohl als Ersthelfer und das des Verletzten abzuwägen. Im Zweifelsfall gilt: Wenn der Betroffene sicherer außerhalb des Gefahrenbereichs wäre und/oder man ihm nur dort die notwendige Erste Hilfe leisten kann, überwiegt dies das Risiko einer möglichen Verletzung durch den Rautekgriff.
  • Manchmal muss der Ersthelfer den Rettungsgriff der Situation anpassen und sich z. B. seitlich neben der Autotür zum Verletzten bücken.
  • Wenn ein zweiter Helfer zugegen ist, sollte dieser die Beine des Patienten tragen, während der erste Helfer den Oberkörper mittels Rautekgriff packt

Atmet die Person ?

JA 

Stabile Seitenlage bei Erwachsenen

  • Was ist die stabile Seitenlage? Eine seitliche Lagerung eines Bewusstlosen, sodass er möglichst stabil liegt und die Atemwege frei bleiben.
  • So geht die Seitenlage: Eine Hand des Patienten über dessen Brustkorb ziehen und an seine Wange legen, ein Knie aufstellen, Bewusstlosen am Bein in Seitenlage ziehen, sodass der Kopf auf der Hand ruht und das angewinkelte Knie die Position des Patienten stützt. Neigen Sie den Kopf des Betroffenen nach hinten und öffnen Sie seinen Mund.
  • In welchen Fällen? Bei Menschen, die bewusstlos sind, aber noch eigenständig atmen.
  • Risiken: Unerkannte Schäden wie Knochenbrüche oder Wirbelsäulenverletzungen können sich durch die Rollbewegung auf die Seite verschlimmern (im Notfall dennoch den Patienten in die stabile Seitenlage bringen!). Die Atmung lässt sich in der stabilen Seitenlage weniger gut kontrollieren. Daher kann ein plötzlicher Atemstillstand unter Umständen erst zu spät entdeckt werden.

     Achtung!

  • Bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung sollte der Betroffene möglichst von zwei Helfern und mit Vorsicht in die stabile Seitenlage gebracht werden. Das Erstickungsrisiko (durch die eigene Zunge, Erbrochenes etc.) ist höher zu bewerten als die Gefahr einer zusätzlichen Schädigung der Wirbelsäule durch die Rollbewegung.
  • Schwangere sollten nur auf die linke Seite gedreht werden, da so der Blutfluss zur Hohlvene nicht beeinträchtigt wird.

NEIN

Reanimation bei Erwachsenen

  • Was bedeutet Reanimation? Maßnahmen zur Wiederbelebung bei Atem- und Herz-Kreislaufstillstand.
  • Vorgehen: Prüfen, ob der Patient reagiert und atmet, Notruf absetzen, Herzdruckmassage und Beatmung durchführen, bis der Rettungsdienst eintrifft oder der Patient wieder atmet.
  • In welchen Fällen? Eine Reanimation erfolgt immer dann, wenn lebenswichtige Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, z. B. bei Herzstillstand oder bei zu geringer Pumpleistung des Herzens.
  • Risiken: Rippenbrüche und Verletzung innerer Organe (wie Milz) bei der Herzdruckmassage, Luft- und Bluteinstrom zwischen Lungenfell und Rippenfell, (geringe) Ansteckungsgefahr für den Ersthelfer (durch Mund-zu-Mund-Beatmung eines Patienten mit einer Infektionskrankheit).

     Achtung!

  • Zögern Sie im Notfall nicht, mit der Herzdruckmassage zu beginnen (mit ausreichend kräftigem Druck auf den Brustkorb des Betroffenen) – sie kann lebensrettend sein!
  • Der Betroffene kann sich an Erbrochenem oder der eigenen Zunge verschlucken. Prüfen Sie deshalb, ob die (oberen) Atemwege frei sind: Kopf nach hinten überstrecken, Kinn anheben und vorziehen, Fremdkörper aus Mund und Rachen nach Möglichkeit entfernen.
  • Durch die körperliche Belastung bei der Reanimation können Sie als Ersthelfer sich verletzen. Bei der Atemspende besteht eine gewisse Ansteckungsgefahr, wenn der Patient eine Infektion hat.

Wichtig 

30 x Herzdruckmassage   und   2 x Beatmung im Wechsel bis die Rettungskräfte eintreffen!

Defibrillator

Ein Defibrillator soll den natürlichen Herzrhythmus wiederherstellen, wenn jemand lebensbedrohliche Rhythmusstörungen hat. Dazu gibt das Gerät über Elektroden auf der Brust des Betroffenen Stromstöße ab. In der Ersten Hilfe kommen sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AED) zum Einsatz. Sie sind so konzipiert, dass sie auch ein Laie bedienen kann. Erfahren Sie hier, wann und wie ein Defibrillator verwendet werden sollte und was es bei der Defibrillation zu beachten gilt.

  • Was ist ein Defibrillator? Ein Gerät, das über Elektroden Stromstöße abgibt, um einen gestörten Herzrhythmus (etwa Kammerflimmern) wieder in den natürlichen Takt zu bringen.
  • Benutzung des Defibrillators: Elektroden nach Anleitung aufkleben, danach den (Sprach-)Anweisungen des Geräts folgen.
  • In welchen Fällen? Der AED sollte immer angeschlossen werden, wenn eine Person plötzlich nicht mehr ansprechbar ist und nicht mehr normal atmet. Das Gerät entscheidet dann, ob eine Schockabgabe erforderlich ist.
  • Risiken: Gefahr für Ersthelfer und Betroffenen durch Stromfluss in Kombination mit (viel) Wasser. Versengen der Brustbehaarung, wenn diese sehr dicht ist.

     Achtung!

  • Halten Sie sich bei der Defibrillation genau an die Sprachanweisungen bzw. schriftlichen/grafischen Anweisungen des Gerätes (AED). Dann können Sie auch als Laie im Prinzip nichts falsch machen.
  • Wenn neben Ihnen noch ein zweiter Ersthelfer vor Ort ist, holt einer den Defibrillator und der andere beginnt schon mit der manuellen Wiederbelebung (Reanimation). Sind Sie allein, müssen Sie sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Kommt noch jemand hinzu, bitten Sie diesen, nach einem Defibrillator zu suchen.
  • Benutzen Sie den Defibrillator nicht im Wasser oder in einer Pfütze stehend.
  • Bringen Sie Defibrillator-Pads (auch "Paddles" genannt) nicht direkt oberhalb eines Herzschrittmachers (erkennbar oft an einer Narbe o.Ä. im Brustbereich) oder eines anderen medizinischen Implantats an. Der elektrische Impuls kann an solchen Stellen beeinträchtigt werden.
  • Berühren Sie den Patienten nicht, während das Gerät den Herzrhythmus des Patienten analysiert oder Stromstöße abgibt. Das Gerät wird Sie entsprechend auffordern.
 
Hinweis

Rechtlich kann einem Laien, der einen öffentlich zugänglichen Defibrillator zur Ersten Hilfe nutzt, nichts passieren. Diese Handlung fällt entsprechend §34 Strafgesetzbuch in den Bereich des „rechtfertigenden Notstandes“ und geschieht im Rahmen der mutmaßlichen Einwilligung des Betroffenen.

Heimlich-Griff

Den Heimlich-Griff sollten Sie anwenden, wenn jemand an einem Fremdkörper in der Luftröhre zu ersticken droht. Dazu umfassen Sie den Betroffenen von hinten am Oberbauch und führen einen ruckartigen Stoß aus, der den Fremdkörper aus den Atemwegen treiben soll. Wie das genau geht und welche Risiken der Heimlich-Griff birgt, erfahren Sie hier!

  • Was ist der Heimlich-Griff? Eine lebensrettende Hilfsmaßnahme, wenn die Atemwege einer Person durch einen Fremdkörper verlegt (d.h. blockiert) sind.
  • Vorgehen: Mit beiden Armen den Oberbauch des Betroffenen von hinten umfassen, ruckartigen Stoß in Richtung Zwerchfell ausführen.
  • In welchen Fällen? Wenn die Atemwege durch einen Fremdkörper (z. B. Traube, Bonbon etc.) blockiert sind, sodass der Betroffene nicht mehr effektiv husten kann.
  • Risiken des Heimlich-Griffs: Verletzungsgefahr (Schädigung von Organen wie Milz, Magen), Verletzung des Zwerchfells, Rippenbrüche.

     Achtung!

  • Der Heimlich-Griff darf nicht bei Kindern unter einem Jahr angewendet werden, da die Verletzungsgefahr zu hoch ist.
  • Bei älteren Menschen kann der Heimlich-Griff ein (möglicherweise) vorhandenes Aneurysma (ballonartige Aussackung der Wand von Blutgefäßen) platzen lassen. Das ist lebensgefährlich!